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Konferenz

Expanding Immersive Design
Creative Machines: Playful Interactions between Humans & Technology

25. Oktober 2018, Grosser Konzertsaal (Level 7), Zürcher Hochschule der Künste

Digitalisierung ist spürbare Realität geworden. In nahezu all' unseren Lebensbereichen treffen wir früher oder später, bewusst oder unbewusst auf intelligente Systeme. Wir akzeptieren von Effizienz getrieben die Allgegenwart von Technologie und lehren die ihr eingeschriebenen Algorithmen uns verstehen zu lernen und unsere Bedürfnisse zu antizipieren. Eine Lähmung im Geiste könnte einsetzen, wenn wir verstärkt zulassen, dass Entscheidungen, die uns als Individuen prägen, zukünftig ausschliesslich von Maschinen getroffen werden würden. Andererseits ist auch in unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen abzulesen, dass die fortschreitende Automatisierung von Arbeits- und Denkprozessen auch zu höherer Produktivität bei gleichzeitiger geringerer Fehlerquote, mehr Wohlstand, mehr Kreativität und damit zu einer Neubewertung von Arbeit, Freizeit und Lebensqualität führen könnte.

Die Frage, wie wir zukünftig arbeiten und leben möchten, treibt unterschiedlichste Gesellschaftsschichten um. Klar ist, die digitale Revolution bringt - ähnlich wie einst die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert - Gewinnerinnen und Verlierer hervor. Glaubt man den Zukunftsinstituten, so werden regelgeleitete Berufe und demzufolge auch viele im gestalterischen Bereich, in nicht allzu ferner Zukunft von Maschinen übernommen werden. Wie können Designerinnen und Designer in Zukunft ihren Platz behaupten? Wie können sie in einen kreativen Dialog mit Maschinen treten?

Doch wie über etwas sprechen und nachdenken, was auf den ersten Blick so komplex, undurchsichtig und schwer greifbar scheint? Es ist wie so oft in trendgetriebenen Diskussionsführungen, dass Buzzwords an die Stelle von differenzierten Betrachtungen treten. Begriffe wie Intelligenz und Kreativität finden heutzutage virtuosen Einsatz in der Diskussion um die Allgegenwart von Maschinen, doch entscheidende Fragen bleiben dabei weitestgehend unbeantwortet: wie klug sind heutige Maschinen wirklich? Können Maschinen im eigentlichen Sinne «intelligent» handeln und / oder «kreativ» sein? Welche schöpferischen Fähigkeiten sind den auf dem Markt erhältlichen künstlichen Intelligenzen tatsächlich zuteil?

Logo- und Webseitengeneratoren (vgl. u.a. grid.io) versuchen heute an die Position von Designerinnen und Designern zu treten, intelligente Musiksoftware (vgl. u.a. jukedeck.com) arbeitet an den Popmusikstücken der nächsten Generation. Doch was bei der euphorischen Diskursführung über derartige Technologien oftmals auf der Stecke bleibt, ist die Qualitätsanalyse. So ist es bei oben genannten Beispielen die Kreativität – verstanden als schöpferische Tätigkeit, die Kunst, etwas Neuartiges für die Auftraggeberin oder den Nutzer zu entwickeln – die verloren geht.

Oftmals sind es künstlerische Positionen, die uns Aufschluss über die Zukunftsfähigkeit von gestalterischen und handwerklichen Berufen aufzuzeigen vermögen. Das Architekten-Duo Gramazio-Kohler und auch der Künstler/Designer Jürg Lehni beispielsweise arbeiten in ihren Werken Hand in Hand mit Maschinen. Im partnerschaftlichen Austausch werden hier neuartige Ästhetiken denkbar und sichtbar.

Es scheint in der Diskussion über neue Technologien paradigmatisch, dass oftmals unkonventionelle Lösungsansätze von Maschinen mit ihrer vermeintlichen Kreativität und Intelligenz verwechselt werden. Vielmehr ist es aber so, dass die Wendigkeit, Unermüdlichkeit (Trial-&-Error-Prinzip) und Schnelligkeit (Rechenleistung) der Maschinen, die Designerinnen und Künstler von kreativen Limitierungen befreit. Es gilt also zu fragen, ob Menschen zukünftig zwingend aus Designprozessen vertrieben werden oder ob Maschinen die Rolle und Verantwortung des jeweiligen Gestalters oder der Gestalterin nicht auch stärken könnten.

Die diesjährige Ausgabe der Konferenz Expanding Immersive Design steht wieder unter der Leitung von Maike Thies (Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Fachrichtung Game Design, Zürcher Hochschule der Künste). Stephanie Grubenmann (Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Cast / Audiovisual Media, Zürcher Hochschule der Künste) und Jonas Christen (Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Knowledge Visualization) begleiten inhaltlich unterstützend und organisatorisch die Konferenzplanung und -umsetzung. Unter dem Titel «Creative machines: Playful interactions between humans & technology» haben die Konferenz und das angegliederte umfassende Workshop- und Ausstellungsangebot zum Ziel, differenzierte und tiefgreifende Einblicke in den Mensch-Maschine-Diskurs zu eröffnen und daraus ableitend, die Zukunft des Gestaltens zu antizipieren. Es scheint dabei notwendig, aus unterschiedlichsten Blickwinkeln an das Thema heranzutreten: kulturgeschichtlich gewachsene Erwartungshaltungen gegenüber den Begriffspaaren «kreative Maschinen» und «intelligente Systeme» sind dabei ebenso einzubeziehen wie naturwissenschaftliche, künstlerische und gestalterische Positionen.

Die Konferenz formuliert ein Plädoyer für interdisziplinäre Annäherungen an das Feld und möchte aufzeigen, dass vor allem partnerschaftliche Beziehungen zwischen Menschen und kreativen Maschinen im Vordergrund der Diskussion stehen müssten und dass das simple Zeichnen von düsteren, der Science-Fiction entlehnten Maschinen-Dystopien zu kurz greift. Best-Practice-Beispiele aus Wissenschaft, Wirtschaft und der Kreativbranche sollen die Konferenzteilnehmenden dazu motivieren, sich nicht länger als passive Betrachterinnen und Betrachter einer erstarkenden Maschinendiktatur zu sehen, sondern vielmehr ihre Rollen in der Mitgestaltung dieses Diskurses zu finden und wahrzunehmen.

© Augmented Food von Erika Marthins. Photo: Younes Klouche.
© Augmented Food von Erika Marthins. Photo: Younes Klouche.
© Christophe Guberan. Liquid Printed Bag.
© Christophe Guberan. Liquid Printed Bag.
© Clemens Winkler.
© Clemens Winkler.