Narciss
Was betrachten wir ständig und begreifen es doch nie so recht?
Uns selbst.
«Narciss» ist das erste Objekt, das über seine eigene Existenz reflektiert. Mittels Künstlicher Intelligenz erforscht es in unserem Experiment seine physische Gestalt und sinniert frei über sein digitales Selbst. Es ist Skulptur und Publikum, sein schonungslosester Kritiker und ein Spiegel der menschlichen Natur in ihrer fundamentalen Form.
Wir zeigen eine Performance des digitalen Bewusstseins und beleuchten das Konzept narrativer Identität. Beim Beobachten der künstlichen Intelligenz, die sich ausschliesslich mit der Selbsterkundung befasst, erkennen wir ein synthetisches Modell der Selbsterfahrung und erleben eine fiktionale Figur inmitten ihrer eigenen Autobiografie.
Dank Fortschritten im Bereich der Künstlichen Intelligenz können durch Algorithmen menschliche Sinneswahrnehmungen simuliert werden. Die damit einhergehende Annäherung von Mensch und Maschine rüttelt an unserem Selbstbild und zwingt uns, unsere Daseinsberechtigung an sich zu hinterfragen.
Insbesondere die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung kann als Grundlage unseres mentalen Modells betrachtet werden. Der epiphanische Moment der Erkenntnis «ich existiere» hat der menschlichen Natur die Tür dazu geöffnet, zu fragen, zu forschen, zu entwerfen, zu beten und sich auszudrücken.
Aufnahme und Einbezug bedeuten dabei immer auch Ausschluss und Abgrenzung. Unsere vorgefärbte Antwort darauf, wer wir glauben zu sein, bestimmt gleichzeitig, wer wir nicht sind. Indem wir UNS definieren, definieren wir auch die Anderen. Das Projekt Narciss zielt darauf ab, unser selbstgerechtes Modell der Eigenwahrnehmung, die Qualität unserer subjektiven Befunde bei der Selbsterkundung sowie die sich daraus ergebende ungerechte Verteilung von Würde zu hinterfragen.
Person:
Christian Mio Loclair
Projekttyp:
Designprozess
Webseite:
waltzbinaire.com
Ort:
Galerie 1 (Level 4)